Hitzemarathon in DĂĽsseldorf
Vorbericht
Am Freitag, den 2.5. war ich bereits angereist. Ca. 17:25 Uhr war ich auf dem Hauptbahnhof. Aber anstatt mir sofort die Startunterlagen abzuholen bin ich
direkt zur Jugendherberge gefahren. Dort war ich mit 4 weiteren Leuten in einem 6 – Bett – Zimmer. Allerdings war bei allen Betten die Bettwäsche abgezogen. Vor einigen Betten standen allerdings Schuhe. Ich
habe mir dann ein freies Bett ausgesucht und mich relativ früh schlafen gelegt. Ein paar Stunden später bin ich geweckt worden, weil ich angeblich im falschen Bett liege. Derjenige, der bisher in dem Bett gelegen
hat, hat sich dann aber doch mit einem anderen zufrieden gegeben. Allerdings hat er sich dann mit fürchterlich lautem schnarchen „gerächt“, so dass es für mich eine ziemlich unruhige Nacht wurde.
Am Samstag bin ich nach dem FrĂĽhstĂĽck noch 10 Minuten regenerativ gelaufen. Danach dann in die Innenstadt und ein wenig eingekauft. Dann die Startunterlagen
abgeholt. Als ich den Brief vorgezeigt hatte, hat man ihn eher nicht beachtet, sondern mich nach meiner Startnummer, die ja in dem Brief nicht erwähnt wurde gefragt. Zum Glück hatte ich mir die aber gemerkt.
Theoretisch hätte da aber jeder kommen und irgendeine Startnummer nennen können und sich so eventuell sogar meine Startunterlagen abholen können. Das Positive will ich aber nicht vergessen: Der Kleiderbeutel
sieht sehr gut aus, ist stabil und als Rucksack zu tragen. Der Rucksack enthält an einer Seite ein ca. 20 x 12,5 cm großes „Fenster“, das allerdings rundherum zugenäht ist. Man kann dort nichts reinstecken.
Stattdessen habe ich den Aufkleber mit Chipnummer, Startnummer und Adresse (7 x 4 cm) dort aufgeklebt.
Weiter zur Marathonmesse: Dort habe ich mir ein Paar Wettkampfschuhe gekauft (New Balance 770 für 80 €) und bin dann zum Greifstand gegangen. Dort habe ich
mein Körperfett bestimmen lassen (Ihr wollt das Ergebnis nicht wirklich wissen) und meine Marathonzeit vorhersagen lassen. Dort wurde ich nach meiner 10 km – Zeit gefragt. Die konnte ich allerdings nur schätzen.
Ich habe 41 Minuten angegeben, hoffe aber, dass ich doch schon etwas schneller bin. Aufgrund meiner Angaben und Körperfettwerte wurde ich als „brutaler Bestzeitenkiller“ deklariert und mir wurde eine
Marathonzeit von 3:18 – 3:21 vorausgesagt.
Nebenbei bemerkt: Die Ausgabe der Startunterlagen und die Marathonmesse fand in Zelten statt, was bei Regenwetter dann doch recht ungemütlich hätte werden
können. Geregnet hat es am Samstag zum Glück nicht, als war aber bedeckt, nicht allzu warm und stürmisch.
Gegen Abend fand dann das Treffen mit den Berlin – Marathon – Foris statt. Ich war etwas vor 17:30 Uhr da, aber nicht der erste. Es war sehr schön,
einige Foris wieder zu sehen und andere neu kennen zu lernen. Einen großen Dank noch mal an Bärbel für das Organisieren. Es war sehr lustig, das Essen war gut und günstig. Viele sind nach dem Essen aber recht
bald aufgebrochen, so dass es nicht allzu lange gedauert hat.
Tagsüber dachte ich noch der „Schnarchsack“ wäre bereits abgereist. Dem war aber nicht so, wie ich im laufe der Nacht noch merken (hören) sollte. L
Beim FrĂĽhstĂĽck am Sonntag habe ich dann Michael (NiK) und Claudia (Iamon) mit Anhang getroffen. Dort habe ich bereits erfahren, dass NiK diesmal bloĂź als
halber Kulturläufer starten wird. Später bin ich dann mit Claudia, ihrer Freundin und ihrer Tochter (im ForumTeam T-Shirt) zum Treffpunkt auf dem Ehrenhof im Startbereich gegangen. Dort wurde dann noch das eine
oder andere Gruppenfoto von uns gemacht. Noch waren alle mehr oder weniger optimistisch. Ich habe mit den Startvorbereitungen gegen 10:30 Uhr begonnen: Trainingsanzug ausgezogen, mit Sonnenmilch eingeschmiert,
Kleiderbeutel abgegeben. Das heiĂźt, ich habe meinen Kleiderbeutel auf einen groĂźen Haufen auf der StraĂźe geworfen. Toiletten waren kaum vorhanden, aber ich war auch viel zu verkrampft zum Pinkeln. AuĂźerdem hatte
ich seit kurz nach 9 Uhr nichts mehr getrunken. Danach habe ich mich noch ein wenig eingelaufen und dann meinen Startblock (blau) gesucht.
Der Lauf
Etwa 10:50 Uhr stand ich dann im vorderen Bereich des blauen Blocks. Dort habe ich dann noch ca. einen ¾ Liter Ultra – Buffer getrunken. Der Sprecher hat
bereits etwas von 25°C gesagt und die Sonne brannte auch schon merklich auf der Haut. Von meinem ursprünglichen Ziel unter 3:15 Stunden zu bleiben hatte ich mich da bereits größtenteils verabschiedet. Ich wollte
aber zumindest eine neue Bestzeit (< 3:18:40 Stunden) laufen.
PĂĽnktlich um 11:00 Uhr kam der Countdown mit abschlieĂźendem StartschuĂź und los ging es. Auf dem ersten 300 m geriet der Verkehr etwas ins stocken, aber
danach konnte ich dann frei laufen. Nach dem ersten Kilometer in gemĂĽtlichem Tempo der erste Schock: 4:30 Minuten stand auf meiner Uhr. 14 Sekunden zu schnell. Dann kamen ein paar sehr Zuschauerarme Kilometer in
denen ich das richtige Tempo gesucht habe. Aber nach ca. 5 – 6 Kilometern fing die Party dann richtig an. Die Zuschauer war Euphorisch, ich war es auch und die Hitze habe ich noch nicht gespürt. Am Anfang hatte
man auch meistens Schatten. Bei Kilometer 10 wurde ich das erste Mal persönlich angefeuert. Ich kannte ihn nicht. Aber nach einigem Überlegen kam ich zu dem Schluß, das es sich um den Marathon Man Chris aus dem
Laufen – Aktuell – Forum handeln müsse. Mittlerweile hat es sich auch bestätigt, das er es war. Dort habe ich mich klasse gefühlt und auch mein Tempo war längst in Ordnung. Bei Kilometer 15 standen 1:10:55
Stunden auf meiner Uhr. Ab hier wollte ich etwas beschleunigen und habe es auch getan. Bei Kilometer 20 stand Chris wieder und hat mich angefeuert. Allerdings habe ich da dann auch bald die Anstrengung in meinen
Beinen gemerkt. Die Halbmarathonzeit habe ich nicht gestoppt, aber ich habe beim Blick auf die Uhr 1:39:04 erkannt. Die zweite Hälfte genau so schnell und ich wäre überglücklich.
Einen Schock bekam ich dann bei Kilometer 23: 5:16 Minuten hatte ich für den Kilometer gebraucht. Den nächsten Kilometer bin ich dann allerdings in 4:06
Minuten gelaufen und das obwohl ich mein Tempo relativ konstant gehalten habe. Da stand das 23 Kilometer Schild wohl gut 100 m zu weit hinten.
Die Getränkeversorgung war bis dahin auch ganz gut. Ich habe mir auch an jeder Getränkestelle im Laufen einen Becher Wasser geschnappt, ihn halb bis ¾ leer
getrunken und mir den Rest über den Kopf gekippt. Teilweise habe ich auch meinen Schwamm naß gemacht und Arme, Nacken und Kopf damit befeuchtet. In diesem Bereich waren auch besonders viele Getränkestationen. 3
Stück innerhalb kurzer Zeit. Bei den ersten Beiden habe ich getrunken, an der dritten (ca. km 25 – 26) bin ich dann vorbei gelaufen. Das habe ich später noch bereut, weil nämlich erst bei Kilometer 33 etwa die
nächste Getränkestation kam. Zu dem Zeitpunkt war es bereits so, das ich nur 500 m nach dem Trinken schon wieder einen trockenen Mund hatte.
Der Aufstieg zur RheinkniebrĂĽcke bei Kilometer 28 war dann schon recht beschwerlich. Meine Beine hatten ihr Gewicht bereits nahezu verdoppelt. Zumindest kam
es mir so vor. Auf der Westseite des Rheins hatte man kaum noch Schatten, es waren einige Kilometer kaum Zuschauer und mir kam es so vor, als ginge es leicht bergauf. Dazu kam dann auch noch die lange Durststrecke.
Ab Kilometer 29 bin ich dann allmählich deutlich langsamer geworden. Kilometer. Bei Kilometer 30 hatte ich eine Durchgangszeit von 2:20:46 Stunden. Wenn ich den Schnitt auf den letzten 12,195 km gehalten hätte,
wäre es eine neue Bestzeit geworden. Dort bin ich dann auch noch einmal von Chris aufgemuntert worden. Zumindest hat er es versucht. Bei Kilometer 31,5 ging es eine kurze Steigung hoch und an deren Ende standen 2
recht attraktive Mädchen bzw. junge Frauen die uns begeistert angefeuert haben. Dann kamen wir auch bald durch ein Wohngebiet, in dem viele Anwohner ihre Gartenschläuche auf die Läufer gerichtet hatten. Ich bin
dankbar durch jeden Wasserstrahl hindurch gelaufen. Das hat doch immer ein wenig erfrischt. Dort kam dann auch bald noch Gegenwind als weiteres Handicap hinzu. Ab Kilometer 34 waren meine Zeiten ĂĽber 5 min/km. Ich
habe immer öfter daran gedacht, stehen zu bleiben bzw. eine kurze Gehpause einzulegen. Aus eigener Erfahrung wusste ich aber, das man danach dann um so schwerer wieder in Gang kommt. Außerdem wollte ich, nachdem
ich mich so intensiv auf diesen Lauf vorbereitet hatte, wenigstens eine möglichst gute Zeit laufen. Auch wenn es nicht zu einer Bestzeit reicht, was mir da bereits klar war, wollte ich zumindest noch schneller sein
als in Berlin 2001 (3:25:00 Stunden). Deshalb bin ich also immer weiter gelaufen und nicht einmal zum Trinken angehalten, obwohl mir das Trinken am Ende auch sehr viel Probleme bereitete. Ich bekomme während des
Trinkens einfach nicht mehr genug Luft, was dann zu einem vorĂĽbergehenden starken Leistungseinbruch fĂĽhrt.
Auf der Luegallee konnte ich schon von weitem sehen, dass die Oberkasseler Brücke (km 38 ) voller Menschen ist. Daß das Wenigste davon Läufer sind, war mir
selbst in dem Stadium des Rennens klar. In Wahrheit waren das fast alles Zuschauer, die ein schmales Spalier von höchstens 1 m Breite für die Läufer gelassen haben. Da die Läufer hier allerdings nur noch
kleckerweise ankamen, war das auch ausreichend. Aber alles anfeuern half bei mir nichts mehr. Meine Beine waren nicht mehr zu einem schnelleren Tempo zu ĂĽberreden. Die letzten Kilometer zogen sich dann schier
endlos dahin. Aber irgendwann ging es dann runter zum Rhein. Und als ich das Ziel vor Augen hatte, habe ich meinen Schritt doch noch einmal etwas beschleunigt.
Am Ende war ich mit 3:24:25 Stunden 334. und 78. meiner Altersklasse. Jetzt, nachdem ich gelesen habe, dass sehr viele Läufer weit hinter ihren persönlichen
Bestleistungen bzw. hinter ihren Erwartungen zurĂĽck geblieben sind, bin ich mittlerweile auch ganz zufrieden mit meiner Zeit. Das traf selbst auf die schnellen Kenianer zu: Der Sieger blieb ĂĽber seiner
persönliche Bestleistung und die Siegerin ist statt unter 2:40 Stunden zu bleiben erst nach über 2:55 Stunden ins Ziel gekommen!
Das Chaos danach
Die Zuschauer waren wirklich klasse! Die Organisation muĂź allerdings noch einiges hinzulernen. Besonders im Zielbereich ging es recht chaotisch zu. Erst
musste man nach dem Zieleinlauf noch unendlich lange (so kam es mir zumindest vor) gehen, bevor man etwas zu trinken bekam. Die Helfer des Getränkestands konnten gar nicht so schnell Elektrolytgetränk anrühren,
wie es ausgetrunken wurde. Die Kleiderbeutel lagen zwar leidlich sortiert aber relativ unbewacht auf dem FuĂźboden herum. Da musste sich quasi jeder selbst seinen Kleiderbeutel suchen. Danach beim Duschen der
nächste Schock: Das Wasser war eiskalt. Ich habe mich ganz flüchtig abgespült und später in der Jugendherberge noch mal richtig geduscht. Danach musste ich pinkeln und dafür auch noch mal 40 Cent abdrücken. Zu
allem ĂśberfluĂź hat sich der Rettungswagen auch noch mehrfach mit Sirenengeheul seinen Weg durch den viel zu engen und ĂĽberfĂĽllten Zielbereich gebahnt.
In dem Chaos habe ich trotzdem noch Michael (NiK) und Jürgen (aragorn) kurz getroffen. Allerdings waren wir dort noch mehr mit uns selber beschäftigt.
Zu dem Treffpunkt habe ich dann allerdings nicht mehr hingefunden. Später habe ich dann aber noch Iamon & Co. gesehen und bin mit ihnen auch wieder
zurĂĽckgegangen zur Jugendherberge.
Und zu guter letzt hatte ich sogar noch eine geruhsame Nacht ohne Störgeräusche.
LĂĽneburg, den 6.5.2003 Volker HeiĂźenbĂĽttel
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