Mein zweiter 24 Stundenlauf
6. 24 Stundenlauf der LG HNF in Hamburg (22./23.5.2004)
Vorbericht
Mit meinem ersten 24 Stundenlauf letztes Jahr in Scharnebeck war ich überhaupt nicht zufrieden. Zum einen waren 124,466 km für meinen Geschmack viel zu
wenig, zum anderen hatten sich meine Beine bereits am Samstag derartig verkrampft und schmerzten, so dass an Laufen kaum noch zu denken war. Das sollte dieses Jahr besser werden.
Ich hatte zwar sicherlich zu wenig trainiert, aber ansonsten waren Die Voraussetzungen sehr gut. In Hamburg hatte ich zwar nicht so ein Heimspiel, wie ich
Scharnebeck, aber trotzdem sehr viel Unterstützung. Zum einen waren Jürgen und Shakal, die ich aus dem Forum des Berlin-Marathons kenne, und die auch beide Steppenhühner sind, auch dabei. Mit ihnen waren auch
noch einige andere Läufer/in und Betreuer vom SCC Berlin dort. Zum anderen kannte ich auch 3 Staffelläufer (Fidi, Ronny und Steffen) aus dem Laufen-Aktuell-Forum und 1 Staffelläuferin (Frieda) aus dem
Berlin-Marathon-Forum Und außerdem war auch noch die Werkfeuerwehr meines Arbeitgebers (Norddeutsche Affinerie, oder kurz NA oder Affi) mit einer Staffel dabei. Die alle haben mich zwischendurch immer wieder
angefeuert, aufgemuntert und unterstützt. Das war schon eine gute Motivation.
Obwohl ich bloß 50 – 60 km entfernt wohne, bin ich bereits am Freitag Nachmittag mit meinen Eltern angereist. Und dann haben wir gemeinsam das Uraltzelt
meiner Eltern aufgestellt. Ich habe dann auch dort im Zelt übernachtet, um wirklich ausgeruht und ganz ohne Hektik auf den Start warten zu können. Ein paar Zeltnachbarn habe ich am Freitag zwar kennen gelernt,
aber im großen und ganzen war es doch recht langweilig und kalt (Wetter).
Am Samstag Mittag bin ich die Strecke noch einmal abgegangen und habe einige Fotos gemacht. Die Strecke ist sehr kurvenreich und kurzweilig, an einigen
Stellen aber sehr eng und an anderen etwas wellig und uneben.
Der Lauf am Samstag (13:00 – 23:10 Uhr)
Das Wetter war sehr wechselhaft. 15 Minuten vorm Start war es noch stark bewölkt und es wehte ein heftiger kalter Wind. Deshalb waren wir alle recht warm
angezogen. Kurze Zeit später kam aber die Sonne raus und gleichzeitig legte sich der Wind. Jürgen und Simone vom SCC haben sich dann noch mal umgezogen. Danach bin ich gemeinsam mit den beiden zum Start gegangen
und dort haben wir uns gegen 12:58 Uhr von vorne nach ganz hinten durchgedrängelt.
Und dann ging es auch schon los. Die ersten 3 Runden bin ich gemeinsam mit Simone gelaufen, wobei mir ihr Tempo allerdings etwas zu schnell war. Anfangs der
vierten Runde habe ich dann zum ersten Mal das Verpflegungszelt aufgesucht. Die vierte Runde bin ich dann komplett gegangen. Das war meine Taktik: 3 Runden langsam laufen und dann 1 Runde flott gehen um die Beine
zwischendurch immer mal wieder etwas anders zu belasten. In der Runde habe ich mich dann auch komplett umgezogen, weil es mir doch recht warm wurde. Ich bin dann erstmal in kurzer Hose und T-Shirt weitergelaufen.
Später habe ich mir wieder einen Pullover über das T-Shirt angezogen, weil das Wetter dann doch recht schnell wieder ungemütlicher wurde: Teilweise recht windig, teilweise auch kurze Regenschauer, meistens
bewölkt, gelegentlich aber auch Sonnenschein und kaum Wind. Egal was man gemacht hat, man war immer wieder falsch gekleidet.
Zweimal habe ich auch kurze Pausen gemacht, weil ich Scheuerstellen zwischen meinen Zehen hatte. Ich habe dann Pflaster darauf geklebt. So übermäßig viel
scheint das aber auch nicht bewirkt zu haben. Am Sonntag Nachmittag beim duschen konnte ich nämlich noch einige prächtige Blasen an meinen Füßen entdecken. Ansonsten lief es völlig Problemlos.
Gegen 17:15 Uhr habe ich meine 5. Gehrunde eingelegt. In der Runde habe ich mir dann meinen Fotoapparat geschnappt und noch ein paar Fotos gemacht und mich
auch selber fotografieren lassen.
Nach gut 5,5 Stunden (Scharnebeck 2003: 4:36 Stunden) hatte ich dann einen Marathon geschafft. In meinen Beinen machte sich die Anstrengung zwar allmählich
bemerkbar, aber es lief auch weiterhin noch ganz gut. Ich habe auch immer mal wieder ein paar Worte mit anderen Läufern gewechselt.
Meine Eltern kamen gegen Abend auch noch für ein paar Stunden zu Besuch, um mich aufzumuntern. Zu der Zeit habe ich mich dann auch wieder komplett umgezogen,
weil es mir doch allmählich wieder zu kalt wurde.
Gegen 20 Uhr habe ich mich dann auch interessiert wo ich im Gesamtklassement stehe. Die Ergebnislisten wurden im Verpflegungszelt ausgehängt und stündlich
aktualisiert. Ich lag mit über 51 km auf Platz 89 von 116 Einzelstartern. (In Scharnebeck hatte ich die 50 km bereits nach 5:43:12 Stunden geschafft.) Eine Stunde später war ich bereits 87..
Bis spät abends habe ich stur an meinem 3:1 Laufrhythmus festgehalten. Am Ende meiner 39. Runde habe ich den ältesten Teilnehmer, den 82-jährigen Horst
Feiler überholt. Die 40. Runde bin ich wieder gegangen und nach ca. 500 m hatte er mich wieder eingeholt. Dann sind wir ins Gespräch gekommen, wobei ich mich größtenteils aufs zuhören beschränkte. Es war
jedenfalls ganz unterhaltsam und die Nacht würde wohl noch öde und einsam genug werden. Deshalb bin ich noch ein paar Runden gemeinsam mit Horst gewandert. Mir wurde es dabei allerdings allmählich kühl. Während
der 43. Runde begann dann zu allem Unglück auch noch ein recht heftiger Regen. Ich habe die 43. Runde noch beendet und bin in der 44. Runde nur noch zu meinem Zelt (ca. 250 m hinter den Zeitmessmatten, die Runden
wurden per Championchip gezählt) gegangen. Dort war ich um ca. 23:10 Uhr und habe ich mich erstmal wieder umgezogen und mich dann zum aufwärmen in meinen Schlafsack verkrochen. Sicherheitshalber habe ich
meinen Wecker auf 2:00 Uhr eingestellt. Ich wollte schließlich nicht die ganze Nacht verschlafen. Ca. 71,3 km hatte ich bisher geschafft.
Der Lauf am Sonntag (5:20 – 13:00 Uhr)
Wie man schon an der Überschrift merkt, bin ich nicht um 2 Uhr aufgestanden. Mein Wecker hat zwar geklingelt, und das im 8 Minutenabstand gleich mehrfach.
Ich bin aber einfach nicht aufgestanden. Im Schlafsack war es schön warm und gemütlich und draußen genau das Gegenteil. Da war ich der Meinung, das ein 24 Stundenlauf wohl doch nichts für mich ist. Dieses wird
wohl mein letzter 24 Stundenlauf gewesen sein.
Um 5:20 Uhr bin ich dann aber doch, zunächst ganz warm eingepackt, wieder losgelaufen. Genauer gesagt: Ich bin wie besoffen losgetorkelt. Allmählich wurden
meine Schritte aber sicherer und länger. Als ich wieder am Zelt war habe ich das erste Kleidungsstück schon wieder abgelegt (in den folgenden Runden dann noch mehr) und bin dann wieder richtig losgetrabt. Das
Wetter war am Sonntag auch wesentlich besser: Es schien meistens die Sonne, allerdings wehte auch immer mal wieder ein kalter Wind. Meine Beine hatten sich wieder einigermaßen erholt. Deshalb bin ich zunächst ca.
1,5 Stunden ohne Gehpausen gelaufen. Auf die Dauer war mir das aber doch zu anstrengend. Deshalb bin ich dann eine Weile im 2:1 Rhythmus gelaufen. Das hat sich so ergeben, weil mir das Anlaufen nach einer Gehpause
jetzt doch immer schwerer fiel. Nachdem ich 2 Runden gelaufen war, habe ich mich erstmal am Verpflegungsstand versorgt, bin eine Runde gegangen, dann wieder zum Verpflegungsstand. Nachdem ich im Gehen aufgegessen
und ausgetrunken hatte, bin ich dann mit einem Fluch wieder ganz langsam angetrabt und wieder 2 Runden gelaufen. Nach ein paar Minuten fiel mir das Laufen dann auch wieder leichter, ein lockeres Schweben war es aber
natürlich nicht. Am Ende bin ich dann aber wieder im 3:1 Rhythmus gelaufen.
Nachdem ich bis um 6 Uhr auf Platz 98 zurückgefallen war, habe ich aber das Feld von hinten aufgerollt. Um 7 Uhr war ich bereits 95. und um 12:34 Uhr 79.
Während der letzten 20 Minuten habe ich mein Tempo noch mal deutlich erhöht. Um 13:00 Uhr habe ich mich nach 1346 m in der 78. Runde an den Streckenrand
gesetzt und auf den Messtrupp gewartet, der dann auch sehr schnell kam. Am Ende waren es genau 128,627 km, also 4,161 km mehr als 2003 in Scharnebeck. Dabei habe ich die 100 km dieses Jahr erst nach ca. 20 ¼
Stunden voll gemacht, über 1,5 Stunden später als im letzten Jahr.
Was mir sonst noch einfällt und Fazit:
Der Sieger Jens Lukas von der LG Nord Berlin mit phantastischen 253,122 km lief bis zum Schluß ganz locker und recht flott. Zumindest sah es so aus.
Titelverteidiger Sigurd Dutz ist diesmal mit 236,588 km „nur“ zweiter geworden.
Bei den Frauen hingegen war es sehr eng. Am Ende siegte Ilona Schlegel (202,721 km) vor Dr. Anke Drescher (201,666 km) und Marion Braun (200,136 km), die bei
ihrem ersten (!) 24 Stundenlauf auch noch mit Durchfall zu kämpfen hatte, ansonsten aber lief wie ein Uhrwerk.
Abgesehen von den oben erwähnten, bin ich auch noch von anderen Betreuern und Zuschauern an der Strecke regelmäßig angefeuert worden. Auf diesem Wege noch
einmal vielen Dank an alle, die mich bei dem Lauf irgendwie unterstützt haben.
Ich schrieb etwas weiter oben noch, das dies wohl mein letzter 24 Stundenlauf war. Das habe ich in der Nacht auch wirklich gedacht. Allerdings denke ich jetzt
schon wieder ganz anders. Was wäre, wenn ich mal tatsächlich 24 Stunden auf den Beinen bleibe. Dann sollte ich doch „locker“ mindestens 150 km schaffen. Das muß ich unbedingt noch mal ausprobieren.
Lüneburg, den 26.5.2004 Volker Heißenbüttel
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